Michael Taussig – Eine anthropologische Sicht auf mimetische Nervensysteme

Über lebhafte Objekte und belebte Dinge, über die Logik des Glaubens und der Skepsis, über die mimetische Fähigkeit und metamorphe Sublimierung, über Diskurs und die Resonanz von Ideen, über Signifikanten und die Kartierung des Territoriums

Michael Taussig diskutiert die Grenzverschiebungen zwischen Mensch und Objekt. Dass Objekte als lebendig angesehen werden können, ist kein radikaler Bruch, den die KI eingeführt hat, sondern hat eine lange Geschichte, sowohl innerhalb der Technologie (wie dem historischen mechanischen Türken) als auch in der Kultur im weiteren Sinne.

Diese Vorstellung von lebhaften Objekten basiert auf dem Glauben an die Fähigkeit des Objekts (oder des Tricksters, der damit umgeht) und der Skepsis gegenüber den Tricks. Glaube und Skepsis gehen Hand in Hand, wie Evans-Pritchard in den 1930er Jahren in Bezug auf Magie feststellte. Dieser doppelte Charakter ist sowohl eine Machtbasis als auch der Ursprung von Gegenkräften und Ausgangspunkt für eine Hebelwirkung um das Gegenteil zu sagen.

Der Beziehung zu Wörtern liegt eine mimetische Fähigkeit zugrunde, eine Schlüsselkomponente gegenseitigen Verständnisses, die er als wechselseitige Geschenkbeziehung erklärt. Trotzdem kann instrumentale Mimesis zur Herrschaft über die Natur, zum Profit und zur Macht der Herrscher eingesetzt werden. Damit verbunden ist ein Verständnis der metamorphen Sublimierung als ein spannender  und gefährlicher Prozess.

Diskurs kann daher niemals auf flache Kernaussagen reduziert werden, sondern funktioniert auf mehreren Ebenen, z. B. der Atmosphäre und Resonanz von Ideen. Die Sensibilität für die Resonanz von Dingen in der Welt ist wichtig um andere Abenteuer von Ideen zu erschliessen.

Gegen die Willkür der Signifikanten und die Saussureanische Repräsentationslücke evoziert Taussig die organische Verbindung von Sprache, in der das Schreiben zu dem wird, worum es geht, und die Karte das Territorium ist.