Die Neuen Zugänge zu Kultur

Österreichische Kulturinstitutionen und ihre Zukunftsperspektiven

Der Workshop im  MAK Wien am 12.6.2013 fokussierte die sich verändernde Rolle der Kulturerbeeinrichtungen im digitalen Zeitalter und analysierte die daraus entstehenden Chancen und Herausforderungen.

Nach einer kurzen Skizzierung der wesentlichsten Fragestellungen durch Konrad Becker (World-Information Institute) wurden in fünf Impulsreferaten europäische Beispiele und Modelle präsentiert sowie Rahmenbedingungen auf EU-Ebene analysiert: Paul Keller (Amsterdam) präsentierte das groß angelegte niederländische Digitalisierungsprojekt Images for the Future und analysierte vor allem die Ursachen dafür, dass das Projekt zwar bezüglich Digitalisierung sehr erfolgreich, was die öffentliche Zur-Verfügung-Stellung betrifft aber weitgehend gescheitert ist. Prodromos Tsiavos (Athen) gab eine inhaltlich sehr dichte Analyse der aktuellen Version der Public Sector Information Directive (PSI 2) der EU, in die nun auch der Bereich der öffentlichen Museen, Bibliotheken und Archive aufgenommen wurde. Oliver Sander (Koblenz) berichtete über eine Kooperation des Bundesarchivs mit Wikimedia, die letztendlich abgebrochen wurde aber trotzdem wesentlich zur Öffnung des Archivbestandes beigetragen hatte. Ein Strategiepapier der Tate, das Digital as a Dimension of Everything konzeptualisiert, präsentierte Marc Sands (London). Und Laurence Rassel (Barcelona) stellte das institutionskritische Konzept der Fundació Antonio Tàpies vor, das über die ledigliche Zur-Verfügung-Stellung digitalisierten Materials noch weiter hinausgeht zur Öffnung und Digitalisierung des institutionellen Archivs im umfassenden Sinn, also auch all der Dokumente, die die Institution in ihrem Funktionieren produziert, wie Verträge, Rechnungen und technische Pläne.

Im zweiten Teil berichteten die VertreterInnen der österreichischen Kulturinstitutionen über deren digitale Strategien und Digitalisierungsprojekte, die Erfolge, Probleme und Erkenntnisse. In der Diskussion wurde versucht, die je eigenen Erfahrungen mit den Überlegungen aus den Impulsreferaten in Bezug zu setzen. Inhaltlich können – in Anlehnung an die Zusammenfassung durch Felix Stalder (World-Information Institute), der die Diskussion moderierte und strukturierte – folgende vier Punkte hervorgehoben werden: Das Urheberrecht und der dringende Handlungsbedarf der Politik in diesem Bereich, die notwendige Veränderung der internen Abläufe der Institutionen im Zusammenhang mit der Digitalisierung, die Veränderung der Kommunikation nach außen und die Notwendigkeit, mit vielen Stimmen unterschiedliche (Teil-)Öffentlichkeiten anzusprechen, und schließlich die Veränderung des Selbstbilds der Institutionen und die mit der Digitalisierung verbundene Chance, sich von der traditionellen Rolle als HüterIn alter Kulturgüter hin zu ImpulsgeberInnen neuen Kulturschaffens zu wandeln.

Im Anschluss an den Workshop fand im MAK eine öffentliche Diskussionsveranstaltung statt, in der die Inhalte einem größeren Publikum präsentiert wurden. Nach einer Begrüßung durch den Sektionschefs der Kultursektion des BMUKK, Michael P. Franz, diskutierten: Marc Sands, Laurence Rassel, Christoph Thun-Hohenstein, Gabriele Fröschl und Bettina Kann. Moderation: Felix Stalder.

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