Konrad Becker (World-Information Institute) im Rahmen der Wiener Vorlesungen im Gespräch mit Hubert Christian Ehalt
Kommentar: Ina Zwerger
Dienstag, 19. Juni 2012, 19 Uhr
Wiener Rathaus, Festsaal, Feststiege I, Lichtenfelsgasse 2, 1010 Wien
Die im Zuge der Aufklärung geschaffenen Grundlagen gegenwärtiger Wissenschaft und Ökonomie lösten irreversible Prozesse der Automatisierung, Informatisierung und Virtualisierung aus. Diese historische Entwicklung eskaliert in eine Zukunft technologischer Hypervernetzung, in der soziale Beziehungen maschinellen Codes unterworfen sind.
Die weltweite Entmaterialisierung menschlicher Kommunikation ist mit neuartigen soziokulturellen und politischen Effekten verbunden.
Wie konstituiert sich das digitale Kulturerbe der Zukunft? Wie verändern sich menschliche Beziehungen in Umgebungen, die nicht nur mediatisiert sind, sondern wo Entscheidungen von digitalen Befehlsketten getroffen werden? Welche Auswirkungen haben die uns mittlerweile überall umgebenden, datensammelnden und persönlichkeitsanalysierenden Algorithmen auf unser Verhalten?
Globale Vernetzung birgt nicht nur Chancen, sondern vor allem auch Risiken, und erzeugt paradoxe Phänomene der Fragmentierung und Zentralisierung. Die immer weitergehende automatische Klassifizierung und Auswertung von Daten sind das Herz der neuen Kommunikationslandschaften. Schaffen neue Formen der Wissensorganisation ein gefährliches Ungleichgewicht in demokratischen Informationsgesellschaften? Inwieweit verbindet sich maschinelle Kategorisierung mit neuen Formen sozialer Ausgrenzung und unsichtbaren Mauern? Welche Rahmenbedingungen schaffen Vielfalt und Nachhaltigkeit? Welche Rolle kann eine zeitgemäße künstlerische Praxis dabei spielen?